Jean Monnet wurde am 9. November 1888 in Cognac geboren. Im Alter von 16 Jahren verlässt er zum ersten Mal seine Heimat und reist nach England, dann nach Skandinavien, Russland, Ägypten, Kanada und in die USA, um dort das Unternehmen seines Vaters zu vertreten. Nach Jahren des Reisens kehrte er 1914 nach Frankreich zurück, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Er stellte sich sofort in den Staatsdienst und schlug dem Ratspräsidenten vor, einen Plan zur Koordinierung der alliierten Kriegsressourcen aufzustellen und dabei Frankreich und Großbritannien näher zusammenzubringen.
In den 1920er Jahren war er am wirtschaftlichen Wiederaufbau einiger mittel- und osteuropäischer Länder beteiligt. 1929 gründete er die Bancamerica-Blair und war ihr Co-Vorsitzender. 1934 und 1936 hielt er sich als Berater von Chiang Kai-shek in China auf.
Als der Zweite Weltkrieg näher rückte, wurde Jean Monnet von Edouard Daladier beauftragt, mit Washington und später mit London zu verhandeln. Anschließend inspiriert er de Gaulle und Churchill zu dem Plan einer britisch-französischen Union, um dem Nationalsozialismus entgegenzutreten. Nach der Befreiung schuf er einen Modernisierungs- und Ausrüstungsplan, der die französische Wirtschaft wieder in Schwung brachte.
1950, als die Spannungen auf internationaler Ebene zunahmen, entwarf Jean Monnet mit seinem Team das Projekt einer Europäischen Gemeinschaft. Am 9. Mai 1950 unterbreitete Robert Schuman mit Zustimmung von Bundeskanzler Adenauer im Namen der französischen Regierung einen (von Jean Monnet verfassten) Vorschlag, die gesamte deutsch-französische Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde zu unterstellen, die auch anderen europäischen Ländern offen stehen sollte. Die Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande reagierten sofort positiv auf den Vorschlag. So entstand die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die den Grundstein für die Europäische Gemeinschaft legte. Im Jahr 1952 wurde Jean Monnet der erste Präsident der Hohen Behörde.
Nach dem Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) gründete Jean Monnet das Aktionskomitee für die Vereinigten Staaten von Europa (Comité d'action pour les Etats-Unis d'Europe). Das Komitee vereinigte die politischen Parteien und Gewerkschaften Europas und wurde zu einem Nährboden für Initiativen zur Förderung der europäischen Integration, wie die Schaffung des Gemeinsamen Marktes, des Gemeinsamen Währungssystems, des Europäischen Rates, des britischen Beitritts und der allgemeinen Wahlen zum Europäischen Parlament.
Für seine Bemühungen um die Annäherung der europäischen Länder erhält Jean Monnet am 2. April 1976 den Titel "Ehrenbürger Europas", der von den im Europäischen Rat versammelten Staats- und Regierungschefs verliehen wird. Er hatte sich bereits aus der Politik zurückgezogen und schrieb zu diesem Zeitpunkt in seinem Haus in Houjarray an seinen Memoiren.
Am 16. März 1979 starb er im Alter von elfundneunzig Jahren. Seine Asche ruht nun im Pantheon in Paris.